Ich solle auf jeden Fall meine Wanderschuhe einpacken, hat man mir im Vorfeld gesagt. Als relativ neues Mitglied im Chor und noch dazu relative Neu-Dresdnerin weiß ich nicht genau, was mich in Liebethal erwartet.

Die Unterkunft ist in einem alten Gutshof gelegen, das Abendessen verspeisen wir in einem Saal mit gewölbter Decke, der – wie sich später herausstellen soll – eine passable Akustik zum gemütlichen Singen in den Abendstunden hat.

Die Proben drehen sich rund ums Weihnachtsrepertoire. Ein großer Teil der Stücke soll, so wurde es entschieden, diesmal auswendig gesungen werden. Ein Grund mehr für konzentriertes Proben. Hierfür sitzen wir nicht, wie gewöhnlich, in unseren Stimmgruppen, sondern bilden vier Unterchöre. Eine Herausforderung für alle Neuzugänge, die das Repertoire zum ersten Mal singen!

Für die schwierigen Stellen hat sich unser Chorleiter Verstärkung besorgt: Silke Zimpel probt mit einzelnen Stimmgruppen die Feinheiten und wir üben uns im liebevollen Zungenschlag des „L“ von love und heben die Augenbrauen bei den hohen Tönen. Es klingt!

Zurück im großen Proberaum sitzen wir wieder verteilt und haben die Gelegenheit nicht nur selbst zu singen, sondern auch den anderen zu lauschen. Auch Weihnachten bleibt es bei Chortissimo vielseitig: Der Rhythmus von „Deck the halls“ in der Bearbeitung von Kirby Shaw ertönt ebenso wie „O lieber Herre Gott“ von Heinrich Schütz.

Die Wanderschuhe kamen natürlich auch zum Einsatz: von der Unterkunft aus führt ein Weg in den Liebethaler Grund. Vorbei an verfallenen Mühlen geht es bis zu einem Denkmal. Aus einem Lautsprecher ertönt Musik: Der Lohengrin,  von Wagner während seines Aufenthalts in Graupa, direkt in der Nähe geschrieben.

So ist in Liebethal alles Musik an diesem Wochenende.

Sarah Neis, Alt 1, 28.11.2017