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von Gastredakteur

Musik lässt dich niemals allein

Dieser Spruch im Nachhall unserer Chorreise nach Norden bringt viele unserer Emotionen auf einen Punkt. So erlebten wir, während uns ein Virus Kontaktbeschränkungen, Ausgangssperren und Probenverbote aufzwang, dennoch eine Zeit mit musikalischen Ausweichprojekten, Außenproben mit Drohnenaufnahmen und Onlineproben, es entstand ein musikalischer Adventskalender, der uns durch die dunkle Winterzeit begleitete und so konnte man in Aufnahmen schwelgen, diese per Messenger teilen und zu Hause mitsingen. Allein fühlen musste sich niemand.

Die größte Freude aber ist die Freude an gemeinsam erlebter Musik, die einen mitsummen, mitwippen und auch mal mitweinen lässt. Und genau das durften wir 13 SängerInnen auf unserer Chorreise im Norden erleben.

Aufgrund der angespannten Lage, der unsicheren Probenmöglichkeiten und anderer widriger Umstände fuhr dieses Jahr nur ein kleines Chorensemble nach Norden. Die Lieder wurden sorgfältig aus unserer Wunschkonzertliste ausgewählt und proben konnten wir mit Susanne und Jan in Yvonnes Garage in Weixdorf. Es tat gut, endlich wieder gemeinsam zu musizieren und so manch eingerostete Stimme musste erst wieder zum Leben erweckt werden. Wir probten, feilten und choreografierten bis zum Schluss, viel Zeit lag nicht zwischen Probendürfen und Auftritten.

Die Unterkunft in Ulis Kinderland am Schweriner See rief bei einigen sehr alte Kinderferienlagererinnerungen wach, einschließlich Pfefferminztee und Erdbeermarmelade in Schälchen. Das Bad im nahen See und Pferdeköpfe am Morgen durchs Bungalowfenster entschädigten uns.

3 Konzerte standen auf unserem Tourenplan, in Grevesmühlen, in Lübow und in Friedrichshagen, wohlvertraute Orte an denen wir sehnsüchtig erwartet wurden. Endlich wieder Kultur, endlich wieder Musik, endlich wieder Ohrenschmaus und Seelenmassage, der Mensch lebt eben nicht nur vom Brot allein.

Freundliche Begrüßungsworte, volle Kirchenbänke, offene und unbeschwerte Atmosphären trugen uns an allen drei Orten durch unsere Konzertstunde. Der Tanz der Nordlichter in „Northern Lights“, der Friedenswunsch in „Peace I leave with you“, die großen Emotionen Begehren, Liebe, Leidenschaft und Wehmut der Volkslieder (danke Jens!), die Unbeschwertheit und Fallalas der Madrigale aber auch die beschwingten Rhythmen der Rock- und Poplieder woben einen Klangteppich, der nicht nur unser Publikum verzauberte. Spätestens beim „Abendlied“ von Rheinberger hatte sicher jeder eine Gänsehaut und wünschte, es möge immer so (normal) weiter gehen. Und so schwelgten auch wir in der gemeinsamen Musik und die Verbundenheit war nahezu greifbar.

Susanne und Jan führten uns meisterhaft musikalisch durch alle Einsätze, Höhen und Tiefen und alles klappte wie am Schnürchen. Gerührt waren wir von der positiven Resonanz nach den Konzerten in Gesprächen mit unserem Publikum. Da wurden kleine persönliche Anekdoten erzählt, von eigenen Choraktivitäten berichtet, ein ehemaliger Dresdner kam zu uns, ich hörte jemanden sagen, das sind bestimmt alles Profis. …..

Der Gruppenchat unseres Kleinensembles nach der Heimreise liest sich wie ein Liebesbrief. Glücklich voller Töne und Melodien die in uns mitschwingen sind wir zu Hause oder im Urlaub angekommen, dankbar für all die schönen Erinnerungen, dankbar denen, die so viel Organisation hineingesteckt haben und diese Reise ermöglicht haben. Es klingt und singt in uns allen und sicher auch in unseren Zuhörern noch nach.

Musik lässt dich niemals allein. Und Glück verdoppelt sich, wenn man es verschenkt.

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