Nachrichtenleser
von Yvonne Neidt

Die Suche nach einer neuen Chorleitung in Zeiten der Pandemie

Im Sommer 2020 kündigte unser damaliger Chorleiter schweren Herzens und nach 16 Jahren guter Zusammenarbeit seinen Abschied zum Ende des Jahres an, da neue berufliche Herausforderungen auf ihn warteten. Eine Stellenausschreibung nach einem neuen „Tongeber“ war schnell geschalten und über das Internet verteilt. Am Ende konnten wir uns über unglaubliche 14 sehr interessante Bewerbungen freuen!
 
Während im Sommer 2020 noch Präsenzproben mit Abstand und Hygienekonzept erlaubt waren, wendete sich das Blatt mit Beginn des Herbstes wieder und nicht nur Präsenzproben, sondern auch Treffen mit mehr als einer Person wurden durch die Sächsische Corona-Verordnung untersagt.

Über zwei Monate lang lernten wir nun immer donnerstags Abend nacheinander alle Bewerber in Online-Interviews etwas besser kennen.
Wir trafen auf hoch motivierte und äußerst interessante Menschen, voller Liebe zur Musik und mit vielen Ideen. Optimistisch planten wir ein persönliches Kennenlernen mit allen Interessenten während unseres regelmäßigen Chorwochenendes im November 2020 in Pirna-Liebethal.
 
Doch auch dieses Unterfangen musste letztendlich aufgrund der Pandemie abgesagt werden, denn jegliche Gruppenreisen waren untersagt und sämtliche Herbergen mussten ihre Pforten schließen, ohne Ausnahme.
Unser Vorhaben ins neue Jahr zu verschieben, hätte uns aber sehr viel wertvolle Probenzeit gekostet. Also entschieden wir uns im Vorstand dafür, eine erste Vorauswahl zu treffen, selbstverständlich immer mit Blick auf die sich ständig ändernden Corona-Verordnungen.

Stundenlang wurde beraten, diskutiert und das Für und Wider abgewogen… Etwas unsicher, doch noch immer zuversichtlich, entschieden wir uns dann, den Jahreswechsel abzuwarten und zu schauen, wie sich die Pandemieumstände weiter entwickeln würden. Leider brachte auch der Jahreswechsel keinerlei Besserungen, weder bei den Infektionszahlen, noch bei den Corona-Kontaktbeschränkungen.
 
Also standen wir wiederholt vor der Frage: Wie sollten wir weiter vorgehen? Unseren alten Chorleiter konnten wir bisher nicht einmal persönlich gebührend verabschieden und nun standen wir zu Beginn des neuen Jahres ohne musikalische Leitung da.
Um das Chorleben nicht ganz einschlafen zu lassen, erstellten wir Anfang 2021 aus den Wünschen aller Chormitglieder eine „Wunschkonzertliste“ und es fand sich in jeder unserer Stimmgruppen jemand, der das wöchentliche Proben und Einstudieren bzw. Wiederholen unserer Wunschlieder über diverse Online-Plattformen übernahm.
Dies war ein wirklich willkommener „Lückenfüller“ für uns alle, der aber nur dank der Unterstützung von engagierten Chormitgliedern realisiert werden konnte.
 
Die verbliebenen Chorleitungs-Interessenten luden wir zu einer Online-Vorstellung mit dem gesamten Chor ein. So konnten sich unsere neugierigen Chormitglieder wenigstens an ihren Bildschirmen zu Hause schon vorab ein Bild unserer Bewerber machen, viele Fragen stellen und der Vorstand bekam so ein erstes Feedback aus den eigenen Sängerreihen.
 
Woche für Woche, Monat für Monat verfolgten wir nun weiter voller Spannung die regelmäßig stattfindenden Konferenzen unserer Ministerpräsidenten. Doch rasant steigende Inzidenzzahlen nahmen uns zeitweise jegliche Zuversicht.
Dennoch planten wir ein persönliches Kennenlernen mit unseren 5 Finalisten unter freiem Himmel für Ende März. Alle hatten Zeit, der Termin stand fest. Unsere offizielle Anfrage beim Gesundheitsamt, eine Bewerber-Probeprobe unter freiem Himmel, mit Masken, Einhaltung der Abstandsregeln und Hygienekonzept, ja sogar mit fachmännisch abgenommenen PCR Tests durchführen zu dürfen, wurde jedoch abgelehnt und erneut die Kontaktbeschränkungen von Seiten der Landesregierung für unsere Region verlängert. Selbst ein zweiter Versuch, geplant für Ende April schien äußerst unwahrscheinlich, denn noch immer war das Treffen mit mehr als einer Person eines anderen Hausstandes untersagt und die Coronainfektionen stiegen unaufhaltsam.
 
Irgendwie standen wir zwischen wachsender Verzweiflung und Ungeduld. Die Inzidenzen stiegen weiter. Alternativen waren gefragt.
 
Und dann nahm eine verrückte Idee aus den Reihen unserer Chormitglieder immer mehr Gestalt an…
 
Wie wäre es denn, wenn wir einfach das geplante persönliche Kennenlernen nun doch – und entgegen all unserer Wünsche und Versprechen – auf das Online-Format verschieben würden?
 
Also luden wir am letzten Aprilwochenende unsere Bewerber zu einer Online-Probeprobe ein.
Drei unserer Finalisten stellten sich dieser absolut verrückten und ungewöhnlichen Herausforderung mit Bravour. Den restlichen Tag durften unsere Chormitglieder nutzen und in einer anonymen Online-Abstimmung ihr Votum abgeben. Es war ein wirklich spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen.
 
Mit einem knappen Vorsprung konnte CLARA BAUER den Abstimmungskrimi am Ende für sich entscheiden.
 
Nach über sieben Monaten, unzähligen Emails, stundenlangen Bewerbungsgesprächen, tagelangen Vorstandssitzungen und Online-Chorrunden begrüßen wir nun Clara ganz herzlich als unsere neue Chorleiterin!
Wir freuen uns mit unserer neuen Leiterin endlich wieder proben zu können und wir freuen und auf ganz viel schöne gemeinsame musikalische Erlebnisse in den kommenden Jahren.
 

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